Sichedippen 1985


Hahl dunne,de Narren,s es wedder sowitt.
Se geht wedder los,inse närrische Zitt.
Un wie in all den annenern Jahren
well och s Sichedippen au herre sahren
was alles so im vergangenen Jahr
in insen Numburg lose war.
De Hauptattraktion im vergangenen Jahr
doch sicher s Gerüst an dr Kirche war.
Nach veelen Verhandeln imme geldliche Dinge
sollte endlich de Turmrenovierung gelingen.
Un so reckte bald fuffzig Meter hoch
rund imme dn Turm ds Gerüste empor.
Un veele Numburger ,so kann ich och sahren,
dahden n Blick von ganz oben wagen.
Die hätten de Renovierung halb finanziert,
hätten se von den Runnerguckern Eintritt kassiert.
Dn Schorsche mit dm Klingelbietel ungen hinnegestellt
fer fünf Mark n Blick in der weite Welt.
Sogar inse Pach in sin schwarzen Gewand
hatte mol ganz oben dn Hahn in der Hand.
He hot sich derchs enge Gerüste gezwungen
um mol runnerzegucken von oben nach ungen.
Dann sin se noch uff dn Gedanken gekommen
un hon de Kuppel vom Turme genommen.
Do lahren de Dokumente drin
wie se ver 40 Johren gewesen sin.
Doruff hot dr Ahnenforscherverein
beschlossen,do muß was Nurres rein.
Damit de späteren Generationen konn lesen
was diss Johr in Numburg es lose gewesen.
Un ich well nu zu urrem Vergnügen
noch ein zwei weiterere Storys zufügen.
Vom Kanzel zum Beispiel,der in dissem Jahr
mol zu Gast uf dm Hasenacker war.
Do kams wejen ner Kleinigkeit
zu nem ausgewachsenen handfesten Streit.
Ein furchtbarer Schlag,der dahd weiß Gott weh,
und dann lach dr Kanzel im Kuchenbufett.
Oder vom Rainer Brinsa kann ich erzählen
der duhd sich zur Zitt an nm Jahrhundertwerk quälen.
Seit zweienhalb Jahren baut der wie ich glaube
an der 12 qm großen Laube.
Jeder der nach Kassel fährt,kann do hingen sehn
wie s Brettchen nach Brettchen do wiedergeht.
Und dissjahr kommt an ihrjend nem Tag
de Zuteilung vom nächsten Bausparvertrach
und wird sicher,so kann och sahren,
wedder n weiteres Brett an das Bauwerk geschlagen.
De nächste Story,die ich berichten kann,
die finget schon im letzten Karneval an.
Zer zwetten Sitzung war wie meist
auch Meiers Manfred angereist.
Un hot,wie das so üblich es,
gerätselt,wer Prinzessin es.
Dr Hartmut meinte,n Lu sin Gretchen
sei hoch gehandelt wordn im Städtchen.
Druff hörte me dn Manfred sahren
die werd es nit in hunnert Jahren.
Und fügte zer Gewißheit zu
ehr geh ich in de CDU.
De Sitzung ging an und nach ner Stunne
kam de Prinzessin rinn mit lauten Hahl dunne.
De Offnahmeantrag fer de CDU
ging emmeMinuten später schon zu.
He hot dann dorübber nachgedacht
ws me mit zwei verschiedenen Parteibüchern macht.
Un dann mußte he au noch dodrübber grübeln,
ob sinne Genossen em das nit verübeln.
Wollt de wissen,wie s usging?Dann well ich s och sahren
zwei Parteibücher das kann jo keiner ertrahren.
Doch Wette is Wette,trotz aller Qualen.
Dn Parteibeitrag mußte dr Manfred bezahlen.
Un nu well ich och als nächste Geschichte
was von dn Gottlieb sinnen Ministern berichten.
Eines Obends hot sich der Ministerrunde
fer ne wichtje Sitzung zusammengefunden.
Un bi so ner Besprechung uf Kneipenstühlen
do muß me doch au sinne Kehle spühlen.
Bi dn Besprechungen werdn darimme gedankenversunken
immer so drei bis vier Schoppen getrunken.
Einmol hot sich dann nach ner anstrengenden Nacht
die Runde zum Heimweg uffgemacht.
Un off dm Heimweg spürte im zunehmenden Maße
einer der Minister n Druck uff dr Blase.
Gleich bin ich deheime,so tat he sich sahren,
solange well ich dn Druck noch ertrahren.
Im schnellen Schritt derch de dunkelen Straßen,
im Laufschritt dann noch derch de Schwinnegasse,
de Treppe ruff un im Handumdrehn
dahd he in sinner Wohnung stehen.
Jetzt war s geschafft,schnell noch uffs Klo
un dann ab ins Bette,das dachte he so.
Doch hot he dann, wie he ins Klo wollte kommen
us Versehen de falsche Dähre genommen.
Statt wie sichs gehörte uffs Klo zegehn
do hot he in dr Abstellkammer gestehn.
Un hot in der Kammer,s es nit nur gedichtet,
sin Geschäft,das so eilig war,trotzdem verrichtet.
Wo he druff gezielt hot mit Druck uff dr Blase,
das war nit s Klosett das war nur ne Vase.
Wie he merkete,in welchem Zimmer he steht,
do wars fer ne Rettung schon leider ze spät.
De restliche Nacht dann dahd he sich sorjen
der Mieter unger em hätte am nächsten morjen
tröppchenweise zur Frühstückszeit
im Kaffee ne gelbgrüne Flüssigkeit.
ImSommer dann wie jedes Jahr
war fern zünftijes Fest widder als klar.
Als kleine Besonderheit war dissjohr vergesehn
daß de Stadtväter hinger de Theke gehn.
Der Sinn der Sache sollte sinn,
so kimmet was Geld fer dn Kirchturm rinn.
So wurde mancherlei Stand uffgestellt
imme inzenehmen fern Kirchturm ds Geld.
Nummitags konnte mer fer Waffeln un Kuchen
dn Stand vom Mütterverein besuchen.
Un dr Hallelujachor un de Stadtväterschar
obeds fer de Getränke zuständig war.
Alles war je fern gutten Zweck
un so gingen de Bierchen au erstklassig weg.
Fern Dutzend Bier,so grob ebberschlahren,
kann me so etwa ne Schindel bezahlen.
So durfte me sich nach jedem Schoppen
fer de gutte Dahd uff de Schultern kloppen.
Wenn de Frauen schimpeden,Komm me won heim,
ein Blick Richtung Kirchturm,was sein muß muß sein.
So mancher Kolpingbruder hot ungeheuer
vorgebüßt schon fers Fejefeuer.
Als Kassenhäuptling ingesetzt
was dr städtsche Hauptkassierer Less.
Der es von Stand zu Stand gerammelt
und hot ds Geld in der Zigarrenkiste gesammelt.
Das dat he im Rothus,dem ronovierten,
dann diebstahlsicher im Safe deponieren.
Nu hot sich nach einigen Arbeitsstunnen
in sinnem Safe kin Platz mehr gefunnen.
He hot drimme nen kurzen Plan usgehecket
un s Geld ungerm doppelten Boden verstecket.
Am nächsten Montach morjen dann
fing im Rathuss de Festbilanzierung an.
Se hon des Geld us dem Safe genommen
und gezählt,wieveele zusammengekommen.
Dobi krichten se dann n gehörijen Schreck,
dausent Mark fehlten,das Geld das war weg.
Total middegenommen vom furchbaren Streß
hatte der Oberkassierer Leß
bis Montag morjen nämlich völlig verschwitzt
wo s Geld vom Feste geblieben es.
Se hons ganze Rathus uff dn Kopp gestellt
und nichts gefungen von dem fehlenden Geld.
De gasammte Rothussbesatzung n halben Tag
nur uff dr Jacht nach den Kohlen war.
Un wie die de Kripo schon holen wollten
die sich imme de Sache Kümmern sollten
do es dr Leß zer Besinnung gekommen.
He hot dn Fußbodden hochgenommen
und do lahren dann alsfehlender Rest
zehn große blaue vom Altstadtfest.
Noch ein Bemerkung zu disser Sache
well ich vor ehrem Ende machen.
Denn eins steht fest trotz allem Gekicher
dem Less sin Versteck das war diebstahlsicher.
Wie me nu grade bim Gelde sin
do fällt me noch was anneres in.
Jeden Monat gitts bi dr Sparkasse n großen
dausendmarkschein als Prämienverlosung.
Un in der Regel es dann auimmer
n Bild in dr Zitung von dem Gewinner.
So es diss Frühjahr,so hon ichs vernommen
de Fotographenmannschaft nach Numburg gekommen.
Die hon bi Hetzlers Emil verm Tore geschellt
imme de Nachricht ze bringen vom gewonnen Geld.
Ds Glück war em widder mol nachgelaufen
Dr Hund scheißt halt immer bi dn größten Haufen.
Dann wollten se vom Hängeschütteln un frindlichen Lachen
glich noch n Bild fer de Zitung machen.
Nu es dr Emil n großherzijer Mann
der sinne Gewinne deilen kann.
so hot he kinne langen Sachen gemacht
un s Geld glich unger de Liede gebracht.
500 Märker dahde he dofer verwenden
se fer insen nurren Kirchturm ze spenden.
Mit dn anneren 500 hot er sich beeilt
Und se unger sin Kinnern glich uffgedeilt.
Doch zwei Dahre später,sin Geld war grad weg
Do kam in der Sache ne Wendung mit Schreck.
Do mußte de Delegation von dr Kreissparkasse
sich nochmol bim Emil niederlassen.
Die wollten dn Emil,es es nit zum Lachen,
schonend un langsam druff ufmerksam machen,
daß alles Theater imme die 1000 Mark
leider n riesiger Irrtum war.
Der teure Irrtum war so geschehn,
die honbi dr Sparkasse glatt ebbersehn
daß mä mit dm Emil Hetzler sin Namen
zwei Exemplare in Numburch haben.
Dem einen sin Pech, dem annern sin Glück,
der Dausendm,arkschinn, der mußte zurück
un ging an dn Glücklicheren von den beiden
an insen Exprinz Emil den zweiten.
Emileins blieb als Trost fers entgangene Glück
mit n paar Werbegeschenken von dr Kasse zerück.
Von den Tausendmarkschein war nichtsem geblieben,
doch er konnte n paar Dahre mit den Luftballons spielen.
Ein großes Frühstück gitts jedes Jahr
bi Sieberts Franz am ersten Weihnachtstach.
De ganze Verwandschaft,ob groß oder klein
finget sich do zum Frühstücken ein.
Au dissjohr sollte s so verlaufen
s Marianne dahd feinste Sachen kaufen
Un hatteschon vorherim Nebenraum
n herliches Früstücksbufett uffgebaut.
Salate,Wurscht un gekochter Schinken
dahden do dem Feinschmecker winken.
Wie de Gäste nu alle versammelt do saßen
do hot dr Franz zum Bufett geblasen.
Doch was die dann sahen im Nebenzimmer,
das war nit nur schlimm,das war sogar schlimmer.
Denn Sieberts Franz unds Marianne die beiden
sin Hundehalter seit ewigen Zeiten.
und dr Hund namens Edu,es war nit nur geträumt,
hatte s kalte Bufett restlos abgeräumt.
Der Edu,immer lieb und friedlich
halb hoch nur und sonst richtig niedlich,
mit knapper Not sonst grade n Hund
der saß do noch mit vollem Mund.
Un wo vorher die leckeren Sachen gestehn
hots wie uff n Schlachtfelde usgesehn.
De feinen Salate,der herrlichen Platten
dem Edu auch gut gefallen hatten.
Das Bufett,das so wunderbar uffgeschichtet
das hatte der grauenhaft zugerichtet.
Und as Schlimmste war,das muß ich noch sahren,
der hot den Feinschmeckerimbiß gar nit vertrahren.
Der war schon vom Tisch wedder runnergekrochen
un hatte in sämtliche Ecken gebrochen.
Wie muß das die fleißige Hausfrau betrüben,
vom kalten Bufett do war nichts mehr geblieben.
Drimme hot dann s Marianne fer teures Geld
bi den Metzgern Ersatz zum Essen bestellt
domidde de Gäste noch einige Stunnen
ohne ze hungern feiern konnten.
Dr Sport hat schon in früheren Jahren
zum Sichedippen beigetrahren.
Au dissjahr gitts hier zu berichten
so ein zwei sportliche Geschichten.
Nach veelen veelen Magerjahren
do muß me dissjahr ehrlich sahren
inse Eintracht-Fußballjungen
hon Anschluß an de Spitze gefungen.
Drimme hot s Mangement sich n Herz gefaßt
und n wichtigen Entschluß gefaßt.
Die dahnden mit ner Sensation offwarten,
jetzt gitts in Numburg Jahreskarten.
So hon ich me so eine erstehn
un bin dorunner zum Sportplatz gegehn.
Do hon ich abber festegestellt
ich hon was falsches gekriecht fer min Geld.
Der Eintracht war nur zum Vorspiel am Platze,
bim Hauptspiel do speelte Olympia Kassel.
Do sin 22 Mann hingerm Ball hergerannt
und ich hon nit einen davonne gekannt.
Do kann me jo,sollte s mol nötich sein,
wenn s druff ankimmet nitemol richtich schrein.
Bim Stupp un bim Ham un bi Hables beiden,
do konnte me gagen,das waren noch Zeiten.
Erst bi näheren Hingucken hon ich dann gemerkt,
die Kasseler hatten sich mit nm Numburger verstärkt.
Un an dissem Numburger kann me erkennen,
wer für un wer gejen Numburg dahd rennen.
Letzten Sommer hot es sich zugetrahren,
de Jurend wollte nach Frankreich fahren.
Sonne und Ferien wollte die Meute,
so zwischen 14 un 20,de Jurend von heute.
Als Häuptling führte den Haufen an
der Werner Veith,inse nurre Kaplan.
Von dem hörte me schon bi dr Abfahrt munkeln
ohne Brille sieht der wie n Blinder im Dunkeln.
Der hatte,imme nit in die Lahre ze kommen,
gleich fünf Ersatzbrillen middegenommen.
Dovonne sin uf verschiedene Weise
drei abhanden gekommen im Verlauf disser Reise.
Es is klar,daß bi so einer Reise im Bus
au manche Story passieren muß.
De Pärchen mit Liebeskummer und Tränen,
die well dobi libber gar nit erwähnen.
In Südfrankreich hot sich an sonnigen Tahren
dann disse Geschichte zugetrahren.
Die waren am Strande vom Mittelmeer,
Wind,Wogen und Wellen,was well me noch mehr.
Un eines Dahres,se galubten,man träumte,
de Brandung beinahe zwei Meter hoch schäumte.
Wer tapfer war us der Numburger Truppe
der is dann trotzdem in die brausende Suppe.
So es unger anneren derchs Wasser gefecht
au Roths ähr Susanne us m Kronbergwech.
Mutig und tapfer,beinahe verwegen
stets im Bikini der Welle entgejen.
Doch plötzlich,was war das,ein riesiger Schreck,
ein Schrei in der Brandung,die Hose war weg.
Das war dann einmal ne ganze neue Mode,
oben züchtig bedeckt,aber ungen ohne.
Verzweifelte Rettung,schnell hingerher,
zu spät,verschwunden im Mittelmeer.
Und dem Werner Veith,unerfahren in solchen Dingen,
wollte beinahe de vierte Brille zerspringen.
Ne Turnhose ,eilig ins Wasser gebracht,
un s Susanne wedder salonfähig gemacht.
De nächste Geschichte finget domidde an,
daß Barbrocks Astrid gut Pizza backen kann.
So hot es dem Mattes mol vergeschlahren
was guttes ze duhn fern hungrijen Mahren.
Es is dann au gleich ans Werk gegangen
und hot mit dem Backen angefangen.
S hot bi Bartsches Marie in dr Küche gestehn
dr Mattes hot andächtig zugesehen.
Erst dn Deich,dann den Käse,dann de Tomaten
dann alle die anneren feinen Zutaten.
Nur hattes vergessen,de Zwibbeln ze kaufen,
so mußt s bim Marie in den Keller laufen
imme schnell do n paar Zwibbeln middezenehmen
dann dann noch druff uf de Pizza kämen.
Dann ab in dn Ofen,ne zittlang gewachtet,
dann hon se de Pizza ringeschwachtet.
Der weitere Ablauf der Stoey war so:
der Mattes der mußte des Nachts mol uffs Klo
und blieb uf dem Klo,es is nit ebbertrieben,
von zwanzig vor elfe bis viertel nach sieben.
Worann das nun lag,konnte kinner sahren.
Vielleicht hot dr Mattes n empfindlichen Mahren.
N paar Dahre später dann mußte s Marie
mol selbst in den Keller,dann hörte me sie
wie sie wedder ruffkam teifsinnig grübeln
wo sinn de bloß all minne Tulpenzwiebeln?
Gehn me nun diss Frührjahreinmol spazieren
kann kanns bi dr Kläranlage passieren
daß do uff dem Klärschlamm zierlich und schön
ein paar niedlich blühende Tulpen stehn.
Nu schicket 's fer herre,ich losse och in Ruh.
Ich mache fer dissjohr dn Deckel zu.
Ich wünsche och noch n paar fröhliche Stunnen
und verabschiede mich mit nem lauten  HAHL DUNNE !