Sichedippen 1989
Hahl dunne de Narren, s es wedder sowitt.
Se geht wedder los,inse närrische Zitt.
Un wie in all den annenern Jahren
well och s Sichedippen au herre sahren
was alles so im vergangenen Jahr
in insen Numburg lose war.
Un als allererschtes, do sei och gesacht,
ins Städtschen hot ne rasante Entwicklung gemacht.
De wisset je noch daß im vorigen Jahr
auch in Numburch wie ebberall Volkszählung war.
Un was die Zähler so alles do dahden finden,
is ganz intressant, us folgenden Gründen.
Denn de Einwohnerzahlen, s war deutlich ze sehn,
die sinn fast ebberall runngegehn.
nur hie in Numburg hot dr Trend sich gedreht,
bis ins de Statistik nach oben geht.
Mä hon jetzt, das is jetzt statistisch besiegelt,
de fünftausender Grenze glatt ebberflügelt.
Deswejen will ich us dr Bütte s Kommando heut geben
un ins von dr Kleinstadt zur Großstadt erheben.
Benehmed och herre bim Suffen, de Narren,
als Großstädter muß me was vornehmer lachen.
Als nächstes well ich wie immer berichten,
us dm letzten Karnaval zwei Geschichten.
Wie schon in den vergangenen Jahren
sind de Numburjer wedder mol losgefahren
imme dn Sonntag ver Fastnacht, mit Gagen un Singen
närrische Kultur in de Provinz zu bringen.
Un verjes Johr hatten se vorgesehn,
es sollte Richtung Guxhagen gehn.
So hon im Tomschi sin Bus doungen
ver dr Sparkasse alle ähren Platz gefungen.
Prinz un Prinzessin un Elferrat,
alles saß fer de Abfahrt parat.
Dann hot dr Tomschi losgelecht
un es mit dm Trupp nach Guxhagen gefecht.
Doch wie sä dann ankamen in Guxhagen,
hon se gemerket, daß se nit vollzählig waren.
Se hatten in Numburch, es war nit zu fassen,
de Obernarren zurücke gelassen.
Dr Hamel-Manfred und dr Präsident
die hatten dn Abfahrtstermin verpennt
un sin dorimme im eijenen Wahren
dem Tomschi Trupp hingerhergefahren.
Un von dem Karnevalistenverein
fällt mä jetzt noch ne annere Story ein.
Die hon jedes Johr in dn Sommerszieten
n Fest mit ähren Vorstandslieten.
Und diesjohr hot das Fest doungen
bi Hoffmanns Schorsche stattgefungen.
Do hon se gesungen, gejährt un gelacht
un au manchen Schoppen niedergemacht.
Dr Reinold hot sich dann uff ne Banke verdrücket
un es zwecks usnüchtern ingenicket.
Nu hot dr Schorsche am Grundstück do gleich
jo bekanntlich n großen Karpfenteich.
Un so geschah's dann, ich red' jetzt kin Quatsch,
do gab es uff einmol n riesigen Platsch,
dr Reinold der war von der Banke geholbert
und war dann koppsebber ins Wasser gestolpert.
Do hot hä dann, s hot em bestimmt nit geschadet,
zusammen mit den dicken Karpfen gebadet.
Wo mä nu grade in dr Gejend hie sin
kimmet mä nach was anneres in dn Sinn.
Dodrussen entsteht, das wisset de alle,
im Frühjohr insere nurre Halle.
Dozu hots Sichedippen schon mehrfach berichtet,
do wird herre nichts mehr dozugedichtet.
Nur daß min Vorschlag, doch mol zu probieren,
den ahlen Schornstein zu integrieren,
imme Brote ze backen un außerdem auch
ahle Würschte ze räuchern, ganz oben im Rauch,
disser Vorschlag es dissjohr mit lautem Schallen
buchstäblich in sich zesammengefallen.
N barbarischer Anschlag, alle hon es gehört,
hot diss Kulturdenkmal fer immer zerstört.
Doch hat disser Anschlag den Grundstein gelegt,
fer manches, was sich jetzt hier oben bewegt.
Hieoben entsteht jetzt, die Entwicklung geht steil,
ein ganz neues Zentrum, so ne Art Numburger Zeil.
Bis jetzt dodrübben in dr Häschenbar
jo nur das Numburger Nachtleben war.
Un nu soll hier drussen, dä werdet es sehn
zuerst ne Filiale von Massa entstehn.
Se kommen zum Inkaufen demnächst in Scharen
von Netze un Balhorn hier angefahren.
Dann wird sich in Zukunft au ds städtische Leben
us dr Stadt hieruff an de Bahne begeben.
Un Hoffmanns Schorsche, der managt das alles
der hot in Numburch die Rolle wie der JR in Dalles.
In dr nächsten Abteilung wird dorebber berichtet,
was de Stadtväter alles hon angerichtet.
Uf dm Weg Richtung Netze, dä hobt's alle gesehn,
do dahd ds ahle Stadttor neu erstehn.
Us Holz und Pappe stand disses Tor
bis in de Mitte dr Fahrbahn vor.
S es klar, daß das so noch nit stehen blieb,
diss war erst us Pappe dr Prototyp.
Ds Original wird demnächst fern Haufen Geld
wie in ahlen Zieten us Sandstein erstellt.
Dann sollen de Autos von Netze rinn
in Zukunft dorunner was langsdamer sin.
Denn wenn di zu schnell sin, so hon ich gehört,
werdn de Städtischen zu sehr bim Büroschlaf gestört.
Un de Denkmalschützer hon neben dem Tor
au noch n paar annere Streiche vor.
Se wun jetzt, ich weiß es us sicheren Quellen,
au s Torwärterhieschen do wedder erstellen.
Mit Schlagbaum und Schranke do werd'n dann dooben
von dn Waldeckschen Wegegebühren erhoben.
Domidde well dann de Stadt ähre ahlen
Schulden bi insen Kassen bezahlen.
Ins Sichedippen gehört sicher au
die Sache mit insen Maibaum-Klau.
Dä kennet die Story, drum faß' ich mich knapp
und spule den Vorgang nur nochmol kurz ab.
Seit Jahrzenhten erstmals war vorgesehn,
uff dm Market soll wedder n Maibaum stehn.
Alles war fertig un derchgeplant,
doch wie s dann kam, hatte kinner geahnt.
Se hatten dn Maibaum fix und fertig gemacht
und dann dohingen zum Baunhof gebracht.
Von do us wollten se n am nächsten Morjen
per Fahrzeuch doruff uff ds Market besorjen.
Doch de Ahlenstädter hon disse Planung versaut:
die hon in dr Nacht den Maibaum geklaut.
Die hatten dahdsächlich insen Maibaum geklemmet,
indem se n ebber den Zunn hon hinweggestemmt.
Un am 1. Mai in dn Morjenstunden
hon de Numburjer dann do ne Nachricht gefunden:
Den Maibaum den kriejet de gerne widder,
gegen Kostenbeteiligung, 100 Liter.
Hä es an ne sichere Stelle gebracht,
und hä wird zuverlässig un strengstens bewacht.
Doch in Numburg hon mä,das wisset de hier,
mehr hohe Fichten als Fäßerchen Bier.
Un so hon sich de Jungs dann frühmorjens um acht
mit Äxten un Säjen in dn Wahld nin gemacht.
Se hon us dm Wahle, de Aktion is geglücket,
n zweiten Maibaum gehaun un geschmücket.
Un das Fest uff dem Market is prima gelungen.
Alle hon se laut gelacht und gesungen.
Un mit Seilen un Stricken is es dann geglücket,
se hon dn Maibaum senkrecht gedrücket
und do hot hä dann, alle konnten es sehn,
bis zum Erntedankfest majestdädisch gestehn.
Den Ahlenstädtern sei gesacht,
daß me zuletzte am besten lacht.
Angeblich hot do wer neulich gesehn,
daß die do herre noch Wache stehn
an insen Maibaum Nummer eins
und n Fäßchen hon se au noch keins.
Do hot dissen Sommer in der Zitung gestanden,
de Stadt es immegeben von Räuberbanden.
Die hon zwischen Ahlenstädte un Balhorn im Feld
de Numburjer Bimmelbahn immestellt
hon mit Waffengewalt dann ganz ungeniert
den dn Vorstand vom Hessencourier entführt.
Damit de Nachwelt erfährt, was dohingen geschah,
war de Weltpresse glich mit dr Kamera da.
Dr rasende Reporter Norbert vom Möllentor
trat wedder als Chefjournalist hervor.
He dahd von dn Übbeltätern dohingen
glich de Steckbriefe in sinne Zitung bringen.
So hon de Numburjer morgens in dr Zitung gelesen
Henkels Willi is einer von dn Räubern gewesen.
Mit Knarre un Maske es em de Verkleidung gelungen,
als wär he grade nm Karl-May-Buch entsprungen.
Un dann konnte me noch zwischen dn Zeilen lesen,
dr Funke es der Boss von dr Maffia gewesen.
Un seit disser Story, do war druff ze wetten,
konn se sich nit mehr vor Anfrahren retten.
Drei mol in dr Woche rieft uff dm Rathuss wer an
ob hä n Ebberfall chartern kann.
So locket der Funke de Gäste hieher
Maffia im Dienste vom Fremdenverkehr.
Von Duxex Reinhard un sinnem Wahren,
do well ich och jetzt noch was Hübsches sahren.
Do hatte bi Winnerichs Anton doungen
ne Bauernversammlung stattgefungen.
Un wie heimwollte dann, es war nit ze fassen,
do dahd sinn Schlüssel ins Auto nit passen.
Hä stand uff dm Anton sin freiem Platz da
ratlos fer sinnen nurren Madza.
Se hon mit drei Mann gefummelt un alles versucht,
vergeblich, was hon se uff Japan geflucht.
Un der Anton hot gejährt un gegaget do seht' es
das gitts nur bi Mazda, aber nie bi Mercedes.
Dann hot sich einer uff dn Weg gemacht
un Lenzes Bernd zur Hilfe herbie gebracht.
Un dr Bernd als Fachfach hot sofort gesehn,
warimme der Schlüssel nit ins Schloss dahde gehn.
Denn dr Bernd verkaufte in jenen Dahren
zweimol genau dn selben Wahren.
Un das Auto, vor dem dr Reinhard gestanden,
wo se dn richtijen Schlüssel nit fanden,
vor se davorstanden, völlig verstört,
der hot eben Schrammen Jupp gehört.
Un jetzt erzähl' ich och noch n Werk
vom Barbrocks Paule am kleinen Berg.
S wahr, daß vom Paul me sahren kann,
hä es n vielbeschäftigter Mann.
Hä hot Fische un Schoofe un macht au noch Holz,
doch es sinn Garten sinn ganzer Stolz.
Un dissjohr war's wedder zum Graben so witt,
doch hatte dr Paul wedder mol kinne Zitt.
S vergingen de Wochen, s vergingen de Dahre,
hä kam nit dozu, es war eine Plahre.
Sinne Frau dahd ihn dächlich mit der Fraje entnerven,
wann witt du den Garten denn rimmewerfen?
So ging dasne Weile, doch nach einijer Zeit,
do war dr Paul disse Fragerei leid.
Hä hott in nem Baumarkt in Wolfhagen Stadt
n Fluchtlichtstrahler erstanden, satte 500 Watt.
Dann hot hä sin Garten, das es nit geprahlt,
wie s Olympiastadion angestrahlt
un hot do bis tief in de dunkele Nacht
sinne nötige Arbeit als Gärtner vollbracht.
seitdem wird dr Paul im Numburjer Land
nur noch dr Flutlichtgärtner genannt.
Jetzt well ich noch ne Kleinigkeit bringen
wo Werners Merten an dr Bahne dohingen.
Der fährt jeden Obed do ungen am Tor
bi Giesewetters zum Milchbringen vor.
Un wie hä do dissjohr mol wedder so steht,
grade Kiewenings Sabinchen vorebbergeht.
Un dr Merten, sonst imme die Zitt immer in Eile,
der hot do geflirtet ne ganze Weile.
Un dann war dr Merten infolge des Flirt,
vor dr Milchannahme so völlig verwirrt,
Hä hot vergessen, so is das Leben,
sinne Milch bim dm Karle abzegeben.
Hä hot von doungen, so is s gekommen
sinne Milch wedder midde nach Hause genommen.
Wie dann sin Marlies es drangegangen
mit dm Putzen dr Kannen anzufangen.
do hot sich ganz schön gewunndert mo widder,
de Milch war noch drinne, bahle 100 Lidder.
Un so mußte dr Merten us besonderen Gründen
sich n zweites Mol bim Karle infinden.
Hamels Ludger wollte in dissen Dahren
mol mit dm Gottlieb Schwinne fahren.
Hä sollte imme fünfe fer de Husdähre kommen,
do würde hä dann middegenommen.
Dann hot sich dr Ludger, so wurde's erzählt,
morjens früh rus us dm Bette gequält
und hot sich, stockdunkel lach noch de Welt,
in dr Ippinghieser Stroße ver de Dähre gestellt.
Und hot gewartet und gewartet un uff dr Stroße gestehn,
und weit un breit war kin Gottlieb ze sehn.
Die Zitt die verging un es kam em in' n Sinn,
jetzt muß es schon bahle halb sechse sin.
Dann hot hä, un dobi es hä mächtig erschrocken,
dann nochmol bi sich uff de Uhre gegocken
es war, wie hä do uff dr Stroße dahd stehn,
noch längst nit halb sechse, s war zwei Uhr un zehn.
Nu schicket s fer herre,ich loss och in Ruh
un mache fer dissjohr s Sichedippen zu.
Ich wünsche ins noch n paar fröhliche Stunne
und verabschiede mich mit nen lauten HAHL DUNNE !