Sichedippen 1990


Hahl dunne,de Narren,s es wedder sowitt.

Se geht wedder los,inse närrische Zitt.

Un wie in all den annenern Jahren

well och s Sichedippen au herre sahren

was alles so im vergangenen Jahr

in insen Numburg lose war.

Doch bevor ich domidde los well schießen,

well ich erst de Hansnarren uss Treffurt begrüßen.

Deutsch deutsche Begegnung bi ins herre Nacht,

wer hätte dodran ver n paar Wochen gedacht!

Dr Krenz der is weg, de Grenze if uff,

herre machn me zusammen in Numburg ein' druff!

Drimme ruf ich och zu jetzt: Willkommen, Hahl dunne!

Feiert mit ins de Fastnacht in dn nächsten paar Stunne!

Mäh wollen hier schunkeln un sängen un lachen

als wiedervereinigte Karnevalisten und Narren!

Was hot dissjohr, so wird nu als erstes gefracht,

Numburch im Lande bekannt gemacht?

Als erstes nenn ich, däh sahet änn au

Jacobi's Fritz in dr Hessenschau.

Do hot inse Exprinz un Karnevalist

den Hessen gezeigt, was hie Sache ist.

Hot uff Numburjer Art ins im Fernsehn erzählt,

was sich im Nachtjackenviertel abspeelt.

Un bekannt gemacht hot ins glich nach ihm

de Walze mit ährem Walzenteam.

Die hon mit dem tonnenschweren Gefährt

erst Hessen un dann noch Bayern derchquert.

Un obwohl dann die preußiche Walze doungen

kinne Gnade verm bayrischen Recht hot gefungen

is die Walze samt Anhang, däh hobts alle vernommen

totzdem in München noch angekommen,

um uf dm Oktoberfest do uff dn Wiesen

de Bavaria von Numburch zu grüßen.

So hon mit dr Walze de glorreichen Sieben

n Stücke Numburjer Geschichte geschrieben.

Als nächstes hon ich was dozu gedichtet,

was de Stadtväter alles hon angerichtet.

Denn dissjohr hot s im städtischen Leben

ne ganze Menge Nurres gegeben.

Es gab mol wedder im Kommenalen

wie alle vier Johre in Numburch Wahlen.

Un dobi hatten, den Schwarzen zum Zorn,

de Roten dissmol de Nase vorn.

Di hon mit dn Freien de Messer gewetzt

un insen Ludwig in dn Ruhestand versetzt.

Der derf jetzt, dä kunnt es jo alle sehn,

mit sin Luischen spazierengehn.

Un als nurrer Rathuschef stand dann parat

'n imporiertes Fremdfabrikat.

Seit nem Vierteljohr es häh jetzt im Amt

un dn meisten Numburjern sicher bekannt.

Un wenn einer bi insem nurren Mann

sich sinnen Namen nit merken kann,

kann häh de Gedanken in de richtije Richtung lenken,

häh muß nur an dn Bernd Lenz mit sin Mazdas denken.

Doch nu well ich zuerschte auf närrische Weise

emme bi ins begrüßen im närrischen Kreise!

Häh könnte zum Einstand ins Narren erfreuen

und hie herre Obed ne Lokalrunde streuen.

Nu kann ich au glich de ersten Geschichten

ebber emme im Sichedippen berichten.

Hä hot je, wie häh es nach Numburch gekommen,

erstmol ne möblierte Wohnung genommen.

Sinne bessere Hälfte und sin jüngerer Sohn,

ich nehme an, däh wisset das schon,

die sinn, weil der s Abitur noch muß schrieben,

noch in dr ahlen Heimat geblieben.

Doch es so n Mittvierziger, wie s sichs gehört,

ohne sinne Frau nur de Hälfte wert.

Un so is häh in dn ersten Dahren im Amt

morjens wedder mol uff Rathuss gerannt

un hatte sich, es is nit gelohren,

zwei verschiedene Schuh angezohren!

Säh hon em erst nochmol nach Hause geschicket,

domit häh das wedder zurechterücket.

Als nächstes wells Sichedippen dozu was sahren,

was häh fer Pläne hot vorgetrahren.

De Numburjer Zukunft, häh sitt wit voraus,

malt häh in dn schillernsten Farben aus.

In kürzester Zitt, do werrn mäh 's erleben,

wie sich de Promenenten in Numbuch ähr Stelldichein geben.

Denn mäh werden, dr Bürjermeister hots Ziel schon genannt,

als Kneippbad demnächst in Europa bekannt.

Un dann wird de Hotvole von Gottes Gnaden

mit uffgekrempelten Hosen de Elbe derchwaten.

Als Kommentar well ich dozu geben,

vellichte wern mäh das eines Dahres erleben.

Doch vorläufig wun mäh uff dn Teppich bleiben,

dringender als Kneipp bi ins wären Kneipen.

Denn me muß es mol sahren, es is nit mehr schöne,

was sich abspielt in dr Numburjer Kneipenszene.

Vorbi sin die Zieten, die hier veele noch kannten

mit Hahnen Appel un dn Bremer Stadtmusikanten!

De Kneipenszene im Numburjer Land

is inzwischen feste in italienischer Hand.

Wer obeds mol in ner Kneipe well essen,

derfs italienische Wörterbuch nit vergessen.

Georgio, Phillipe, Silvio un Franca,

statt Königs-Pilsener gitts jetzt Vino blanca

Statt Eisbein und Brotwurscht gitts Canneloni,

statt Surkrutt und Kartuffeln gitts Knoblauch un Boni

Zum Nachtisch Gelatti, der Georgio is da

Bella bella Italia!

Doch wird es demnächst, mäh werden 's erleben

in Numburg noch ne annere Kneipe geben.

Ne Zockerhöhle, hot in dr Zietung gestehn,

wern mäh bahle dohingen am Bahnhof sehn.

Als Klein-Las Vegas wird dann im Land

Numburch in Speelerkreisen bekannt.

Do wolln se ins mit einarmigen Banditen un Zocken

inse letzten Groschen us dr Kippe locken.

Un dr Jurendpfleger als städtische Kraft,

der wird sofort wedder abgeschafft,

weil inse Jungen, genau wie de Ahlen,

sich nur noch im Spielcasino uffhahlen.

Stattdessen im Stellenplan jetzt steht

n Zocker mit Leibwächterqualität.

Ich hon, das sei so am Rande gesacht,

dobi an Nickels Wolfgang gedacht.

In de städtischen Kassen do kommen de Flöhe

durch Steuern doderch in Millionenhöhe.

Fer disse Entwicklung wird domidde s Gehalt

fer dn Bürjermeister dann doppelt bezahlt.

Als nächstes wird jetzt ne Geschichte erzählt,

wo n Schulmeister in Fritzlar de Hauptrolle spält.

Imme wem es do geht, bliebet ausnahmsweise

mol strengstens geheim hie im närrischen Kreise.

Nur eins wird als Hinweis noch dozu gesacht,

daß häh bi dr Numburjer Fastnacht ds Sichedippen macht.

Disser Schulmeister wollte in dn Sommersdahren

mit sinner Klasse in nem Kanu de Edder rabbfahren.

Un der ersten zwei Stunnen, do ging das au prima,

das Wetter war herrlich, ein himmlisches Klima!

Se hon alle in dr Badehose in dn Booten gehangen

un de Stunnen sinn wie im Fluge vergangen.

De Jacken und Hosen die hon se gepflegt

in ähren Booten do abgelegt.

Doch plötzlich, was war das, ein Schrei us dm Boot,

des Schulmeisters Boot war in Seefahrernot

gepackt von dr Strömung, die am Boote geschoben,

dreht sich s' Boot um de Achse, dr Kiel stand nach oben.

Un de Jacken und Hosen und alle Insassen,

die schwammen im Ederwasser, dem nassen!

Wie wiederging, das ahnet de schon,

in einer gewaltijen Rettungsaktion

hon die anneren Boote, gelacht un gejohlt

un die Schiffbrüchijen us dm Wasser geholt.

Un die hatten dann, daß ich es deutlich beschreibe,

keine einzige trockne Klamotte am Leibe.

Jetzt sin dissem Lehrer, das sahre ich am Rand,

die Gefahren dr christlichen Seefahrt bekannt.

Es war dissjohr in dn Sommersdahren,

Hoffmanns Herbert wollte nen Rehbock jahren.

Mäh sah en fast dächlich derch Hattenhusen

dohingen mit sinner Flinte susen.

Vergeblich, der Herbert hot alles probiert,

doch sin Rehbock war alt un sehr raffiniert.

Häh hatte de Jagd uff en uffgegeben,

do mußte häh disse Geschichte erleben:

Duxes Reinhard kam nummidachs imme drei

dohingen bi Rabanesen Heini vorbei.

Ich wollte, so dahd häh zum Heini sahren,

do nebenan mit dm Mähdrescher fahren

un hob dan dobi, sprach häh uffgerecht

n riesigen Rehbock waidmännisch erlecht.

Es war derselbe, das es jo jetzt klar,

hinger dem dr Herbert schon seit n paar Wochen war.

Dr Reinhard mit Mähdrescher, muß dr Laie jetzt schließen,

kriecht n Rehbock eher als dr Herbert mit Schießen.

Dissen Herbest hot sich mol Obeds imme Acht

Duxes Ede Richtung Bahnhof uff dn Weg gemacht.

Bi Jacobis Jupp am Bruche do ungen

hot n Fest fer de Rentnerband stattgefungen.

Wie häh nu bi dm Wolfram vorbi es gegehn,

hot de Husähre sperrangelwitt uffe gestehn.

Doch dr Ede der hot sich dobi nichts gedacht

un hot sich wieder uff dn Weg zum Josef gemacht.

Doch nachts uff dm Heimweg, 10 Minutnen vor zwei,

kam dr Ede wedder bim Wolfram vorbei.

Un häh sah, das machte em etwas betroffen,

de Husdähre immer noch sperangelqwitt offen.

Dodruff hot dr Ede, häh kennt sich do uss,

mol drinne gegocken bim Wolfram im Huss.

Hä es derch verschiedene Räume gegehn,

still ruhte de Hütte, s war kinner ze sehn.

Hä wollt' grad wedder gehn, s war jetzt zwei Uhr un vier,

do bemerkete häh in dr Ecke s Klavier.

Un bim Ede, do fließt Musikantenblut,

hä setzte sich nieder und frohgemut

hot häh do bim Wolfram in finsterster Nacht

in der Stubbe n Konzert am Piano vollbracht.

Un weil sich au dodruff nichts dahde regen,

dahd sich dr Ede nach Hause bewegen.

Am nächsten Morjen imme viertel nach 10

wollt häh nochmol zum Jupp zu nem Frühschoppen gehn.

Un dobi es häh uff dm Wege dohin

erstemol kurz bi dm Wolfram rinn.

Do hot de ganze Familie imme dn Tisch rum gesessen

die waren gerade ähr Frühstück am Essen.

Un s Ulla das dahd mit den Kinnern gagen,

wer von den Kinnern es nachts dähde wagen

sich von zwei bis drei ans Klavier zu hängen

und Klavier zu speelen un Lieder zu sängen!

Denn wer do des nachts am Klaviere gewerket,

das hatten die Gerhardts ebberhaupt nit gemerket.

Die warn den Obend was früher ins Bette gegehn

und der Dähre hot de ganze Nacht uffe gestehn.

Auch zu disser Geschichte ich ganz am Schluß

noch ne kleine Bemerkung machen muß.

Hot von uch herre nacht zwischen zweie und vier

nochmol einer Lust uff ne Runde Klavier,

Dann schleicht uch bim Wolfram de Treppe ruff,

vorausgesetzt, de Husdähre is uff.

Als nächstes erzähl ich im närrischen Kreise

was so mancher erlebt hot dissjohr uff ner Reise.

Als erschtes wird dr Andreas genannt,

ins allen im Zelte hie bestens bekannt.

Der wollte dissjohr in dn Sommersdahren

mit Frau un Kinnern an de Nordsee fahren.

Sinn Monika hot, das es je klar,

gepacket, was middezunehmen war,

Nach Personen getrennt alles ingesacket

und fer jeden n eijenen Koffer gepacket.

Wie säh dann uff Sylt sin ingetroffen,

do hot säh bahle dr Schlag getroffen:

denn säh hatten in Numburch, kunnt däh das fassen,

dm Andreas sin Koffer stehen gelassen!

Wie mäh grade bim Dama Reisen sin,

fällt mäh noch disse Geschichte in.

Jacobis Ernst, den alle hie kennen,

un den manche au manches mol Hallen Ernst nennen,

der war disses Frühjohr so Anfang Mai

mol mit Tomschi-Reisen Richtung Paris dobei.

Nur hatte dr Ernst, was so alles passiert,

sich dobi dn falschen Termin notiert.

Wie dann in dn ersten Maiesdahren

der Tomschi bim Ernst es vorgefahren

do es hä, laut dahd sinne Stimme erschallen,

erstmol us allen Wolken gefallen.

Kinn Gedanke ans Fahren hot häh do erschrocken

dn Tomschi erstmol groß angegocken!

Hör uffe zu schaffen, du mußt dich jetzt sputen,

sprach der, mäh fahren in 10 Minuten.

Nu es dr Ernst ins allen bekannt

als Mann der Tat im Numburjer Land.

Häh hot sinne Klamotten zusammengepacket,

ruckzuck in dn Koffer ningeschmacket,

und kurze Zitt später, dn Streß schon vergessen,

hot häh dann bim Tomschi im Busse gesessen.

Mäh kennen doch alle als Landwirtsexperten

bi mäh uff dr Nachbarschaft Werners Merten.

Der hot dissjohr bim Hasenacker do ungen

in dr Nähe vom Angeldeich Heu gewungen.

Do es em, an dem Dahre lief alles beschissen,

im Schlepper dr Kühlwasserschlauch gerissen.

Un wie dr Merten wollte probieren

das Dengen selber zu reparieren,

do es emme die Brühe, 's war zum Haareraufen

ebber dn ganzen Balg gelaufen.

Das Glysantin, disser stinkende Scheiß,

hot erbärmlich gejucket un war knielingenheiß.

Was nun- die Rettung, die sah häh gleich:

per Kopfsprung rinn in dn Angelteich.

Nu hot disser Deich mit dem künstlichen Damm

ein Meter hoch Wasser un ein Meter hoch Schlamm.

Wie dr Merten is rus us dem Deiche geschwommen,

sah häh us, als hätte hän Moorbad genommen

Hot mit Schilf geschmücket am Wege gestehn

un wie Poseidon persönlich usgesehn.

Hä hot do am Weje imme Hilfe gewunken

un dobi dann au noch wie 'n Puma gestunken.

N Stammgast vom Crezcenz,das wollt ich noch sahren,

hot n dann erstemol heimgefahren.

Jetzt geb ich och ne Geschichte zum Besten

die handelt am Bahnhof von großen Festen.

Hie schräg gejenebber, de hobt's alle gesehn,

hot seit Wochen n kleineres Zelt gestehn.

Do hon, Hoffmanns Schorsche hots angeleiert,

dissen Herbest paar Mann Geburtsdach gefeiert.

Es war im November in jeden Dahren,

als grade fuffzehn Grad Frost drussen waren.

Un als hätte s ds Schicksal vorausgesehn,

is dn Obed de Heizung kaputgegehn.

So hon die in dem Zelte, so erzähl ichs och wieter,

den Obed geforen dann wie de Schnieder

un hon sich dorimme, do hot kinner gegeizt,

mit Kognak und Schnäpsen von innen beheizt.

Juchheirassa, Prost, immer rin in' Kanal,

die Folgen,ich sahr's och, die waren fatal!

Dr Lothar Schwedes, der hinger mäh im Elferrat sitzt,

der hot in der Nacht trotz der Kälte geschwitzt

hot sich zum Schlofen in dn Gang hingestrecket,

mit ner Papiertischdecke sorchfältig zugedecket.

Mentels Peter, daheime nit ein Tröppchen im Schrank,

war nach der Sufferei volle drei Dahre krank.

Doch am schlimmsten von allen, de werdets glich sehn,

do es es Hamels Peter gegehn.

Der wollte des nachts, so ließ ichs mäh sahren,

uff n paar Schleichwegen nach Hause fahren.

Un plötzlich do sah häh us nem Stichweg verschwommen

n gefährliches grün wissen Auto ruskommen.

Vor nichts soviel Angest wie vor Polizisten

is häh losgedonnert wie uff Nürburgringpisten

die hänge ich ab, so dahd häh sich sahren

imme wie Niki Lauda ebbern Feldwech ze jahren.

Is von Grenzebachs Jule Richtung Sportplatz gefegt

un do hot häh zum Sturzfluch dann angelegt.

Häh es do n Stücke, das is nit ebbertrieben,

mit sin Corsa geflohren wie ne sieben drei sieben

häh hot, disse Phase hot häh später gelobt,

die Flugeigenschaften von nem Corsa erprobt.

Doch was weniger sanft, mit dr Schnauze nach ungen

hot kurz druff de Landung do stattgefungen.

Emme war nix passiert, abber Schrott war de Hütte,

un min Lappen, do dachte häh, nehm' die glich midde.

Doch nahm dann die Sache ne erstaunliche Wende:

weit un breit nichts zu sehen war von dr Polente

Der grün wisse Wahren, dem häh weg wollte pesen,

der war ne Fata Morgana gewesen.

Häh hatte sin Auto zu Sperrmüll gefahren,

wejen 'n paar Polizisten, die gar kinne waren.

Nu schicket s fer herre,ich loss och in Ruh

un mache fer dissjohr s Sichedippen zu.

Ich wünsche ins noch n paar fröhliche Stunne

und verabschiede mich mit nen lauten HAHL DUNNE !